Aachener Domorganist
Eine „Wallfahrt“ in den Aachener Dom
Das Enthauptungstuch Johannes des Täufers – Rufer in der Wüste
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)
Ouvertüre
aus dem Oratorium „Paulus“, bearb. W.T.Best
Die Windeln Jesu - Menschwerdung
Jan Janca (*1933)
Meditation über “Once in Royal David´s City”
Das Kleid Mariens - Nachfolge
Jean Francois Dandrieu (1682- 1738)
Magnificat - Versetten
Plein Jeu
Duo
Recit de Nasard
Dialogue sur le grand jeux
Das Lendentuch Jesu - Tod und Vollendung
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Toccata und Fuge d-moll BWV 565
“Erbarm dich mein, o Herre Gott” BWV 721
Charles Marie Widor (1844-1937)
Finale, Symphonie X
über “Haec dies” – “Das ist der Tag, den der Herr gemacht”
Der Aachener Dom - Das himmlische Jerusalem
Naji Hakim (*1955)
Variationen über "Ein Haus voll Glorie schauet"
Über das Programm:
Das Programm des Orgelkonzertes lädt Sie zu einer musikalischen „Wallfahrt“ in den Aachener Dom ein. Vom 9. bis 19. Juni diesen Jahres fand mit zweijähriger (Corona)verspätung die Aachener Heiligtumsfahrt statt, die in der Regel alle sieben Jahre Aachen zu einem besonderen Wallfahrtsort werden lässt. Im Aachener Dom befinden sich zwei bedeutende Goldschreine. Im Karlsschrein sind die Gebeine Karls des Großen beigesetzt. Der Marienschrein beherbergt wertvolle Reliquien, die alle sieben Jahr als Glaubenszeugnisse des Heilswirkens Gottes in der Welt gezeigt werden. Dazu wird in einem feierlichen Akt der Schrein geöffnet und die Aachener Reliquien hervorgeholt.. Auch wenn die Echtheit dieser Reliquien sicherlich umstritten ist, so zog es in der Vergangenheitt über 100.000 Menschen nach Aachen, um an diesen Festlichkeiten teilzunehmen. Dabei bilden die vier Heiligtümer (Das Enthauptungstuch des Johannes, die Windeln Jesu, das Kleid Mariens und das Lendentuch Jesu) einen Spannungsbogen zwischen Ankunft – Menschwerdung – Wirken und schließlich Tod und Auferstehung Christi.
Diesen Spannungsbogen will das Konzert als Nachklang zur diesjährigen Heiligtumsfahrt wiedergeben. Mit der Ouvertüre von F.Mendelssohn Bartholdy aus dem Oratorium Paulus erklingt im Choral „Wachet auf ruft uns die Stimme“, Johannes der Täufer als der Rufer in der Wüste, der die Ankunft des Messias ankündet. Die jazzartige Vertonung des im englischsprachigen Raumes bekannten Weihnachtsliedes „Once in Royal David City“ durch Jan Janca, einem polnisch-deutschen Komponisten, der in Stuttgart lebt, gibt einen sehr intimen und farbigen Blick auf die Menschwerdung Gottes im Stall von Betlehem. Schließlich wird mit den Magnificatversetten des französischen Cembalisten J.F.Dandrieu der Blick auf die Nachfolge Mariens gerichtet, bevor abschließend Tod und Auferstehung Christi in den großen Werken Bachs und Widors thematisiert wird. Johann Sebastian Bachs Toccata und Fuge d-moll gehört zu den beeindruckenden und dramatischen Werken des Thomaskantors und beleuchtet so musikalisch den Spannungsbogen von Tod und Erlösung. Die Choralbearbeitung „Erbarm dich mein, o Herre Gott“ wirkt dagegen in seiner schlichten Begleitung wie ein eindringliches Gebet.
Der Text des Chorals lautet:
Erbarme dich mein, o Herre Gott,
Nach deiner grossn Barmherzigkeit.
Wasch ab, mach rein mein Missetat,
Ich kenn mein Sünd und ist mir leid.
Charles Marie Widor legte seiner X.Symphonie der Osterantiphon „Haec dies“ zu Grund: „Haec dies quam fecit Dominus exsultemus et laetemur in ea - Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat; lasst uns jubeln und uns an ihm freuen.“ In lebendigem, teilweise tänzerischem Gusto greift Widor diesen österlichen Gedanken auf, lässt das Stück aber eher introvertiert mit, wie ich es persönlich interpretiere, dem Blick auf unsere noch bevorstehende Erlösung und Auferstehung ruhig und nachdenklich enden.
Den Abschluss des Konzertes bildet eine Variationsreihe des gebürtigen Libanesen und lange Zeit an Sacre Coeur und an der Trinite in Paris tätigen Organisten Naji Hakim über das bekannte Lied „Ein Haus voll Glorie schauet“, das eine Reminiszenz an das Oktogon des Aachener Domes bildet., das in seiner achteckigen Architektur ein Abbild des himmlischen Jerusalems u.a. im Barbarossaleuchter und dem Kuppelmosaik darstellen soll.
Michael Hoppe studierte an der Robert Schumann Musikhochschule in Düsseldorf bei Paul Heuser, Wolfgang Seifen und Hans Dieter Möller katholische Kirchenmusik und Konzertfach Orgel, sowie „Chorleitung“ an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Hoppe war als Stipendiat mehrmaliger Teilnehmer der internationalen Altenberger Orgelakademie des Landes NRW für Orgelimprovisation.
Von 1992 bis 1995 war er Assistent des Domkapellmeisters am Essener Dom sowie als Dozent für Kirchenmusik in der Priesterausbildung des Ruhrbistums tätig.
1995 wechselte er an die Aachener Pfarrkirche St. Severin, einer Schwerpunktstelle für Orgelmusik im Bistum Aachen. Nach Dozententätigkeiten an der Robert-Schumann Musikhochschule, Düsseldorf und dem St. Gregorius-Haus in Aachen wurde er im Oktober 2001 als Professor für Orgelspiel/Orgelimprovisation und Tonsatz an die Katholische Hochschule für Kirchenmusik in Aachen berufen, deren Prorektor er zugleich war. Seit Oktober 2005 ist er Kirchenmusikreferent im Bistum Aachen. 2018 erfolgte die Ernennung zum Diözesankirchenmusikdirektor. Von 2006 bis 2014 lehrte Hoppe an der Musikhochschule Köln Abteilung Aachen im Bereich Tonsatz/Komposition. Zahlreiche kompositorische Veröffentlichungen in den verschiedensten Bereichen (Orgel, Kindermusical, Chormusik), CD und Rundfunkaufnahmen für den WDR und den Saarländischen Rundfunk sowie eine rege Konzerttätigkeit als Organist im In- und Ausland runden sein Tätigkeitsfeld ab. Seit Juli 2013 ist er Domorganist am Hohen Dom zu Aachen.